Unterlagen

Die Wahl der geeigneten Unterlage ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Angesichts des kaum mehr zu übersehenden Vormarsches der Reblaus in den letzten Jahren, auch in Steillagen an Mosel-Saar-Ruwer werden zunehmend Reblausfunde gemeldet, erscheint es unverhältnismäßig riskant, nicht ausreichend reblaustolerante Unterlagen oder gar wurzelechte Reben zu pflanzen. Die Zahl der “reblausfreien” Gemeinden nimmt nach Reblausmeldungen ständig ab.

Zum Erreichen der Traubenqualität, die für die Herstellung von Riesling S-Weinen geeignet ist, muß entsprechend der Bodenart und –mächtigkeit, der Bodenbearbeitung (insbesondere auch im Hinblick auf eine Begrünung) und der Bewirtschaftungsform (Stockbelastung, Erziehungsform) eine Unterlage gefunden werden, die unter den vorgegebenen Bedingungen einen mittleren Wuchs erwarten lässt.

Zu schwacher Wuchs beeinträchtigt das vielbeschriebene Blatt-Frucht-Verhältnis negativ und führt damit zu Reifeverzögerung und Qualitätsminderung bis hin zur Erhöhung des UTA-Risikos.

Zu starke Wüchsigkeit führt einerseits zum Verrieseln und - was wesentlich stärker wiegt - zu Laubwandverdichtungen mit erhöhtem Risiko an Pilzinfektionen, insbesondere zu erhöhter Botrytisanfälligkeit. Außerdem ist nicht zu verkennen, dass ein erhöhter Aufwand an Laubarbeiten erforderlich wird, um eine ausreichende Applikation an Pflanzenschutzmitteln zu gewährleisten.

Eigenschaften der für unsere Klimabedingungen geeigneten Unterlagen


Sorte Wuchs Kalkverträg-lichkeitAffinitätAdaption, Eignung
Kober 5 BB
(Berl. x Rip.)
Klon: FR 148, Wü 137,
We 48, 11 Op, N 101,
13 Gm, 13-3 Gm, 13-5 Gm, 13-11 Gm, 13-13 Gm,
13-15 Gm, 13-21 Gm, 40 HP
sehr stark gutgut Fast alle Böden, weniger für flachgründige Standorte, kräftige Böden mit verrieselungsempfindlichen Sorten meiden!
Meist für Nachbau verwendet .
Kober 125 AA
(Berl.x Rip.)
Klon: Gm 1, 2, 3, 4, 5, FR 26
stark bis sehr stark gutgut Ungeeignet bei flachgründigen und verdichteten Böden,
geeignet für weite Standräume, auch bei verrieselungsempfindlichen Sorten.
5 C Geisenheim
(Berl.x Rip.)
Klon: Gm 6, 10, 6-13, 6-16,
6-22, 6-52, 6-53
mittel bis starkgering gut Besonders für verrieselungsempfindliche Sorten.
Nicht für trockene Standorte und kalte, nasse Böden.
SO4
(Berl.x Rip.)
Klon: Op 14, 16, 31
mittelgut gut Besonders für kräftige Kalkböden, wuchsstarke (Chlorose) Böden, verrieselungsempfindliche Sorten. Nicht für trockene Standorte und hohe Stockbelastung.
Binova
Selektion aus SO4
Klon: 1 Op
wie SO4, kalkverträg-
licher u. etwas stärkerer Wuchs
Teleki 8 B
(Berl.x Rip.)
Klon: Gm 349-4, 349-7,361-2,
361-3, 361-5, L 6
mittel sehr gutmäßigRiesling- Unterlage auf kalkhaltigen Böden; für extreme Mergelböden geeignet, mäßige Holzreife, nicht für flachgründige, trockene Standorte.
3309 C
(Rip.x Rup.)
Klon: FR 465/5
schwach, buschigmäßig gut Besonders für verrieselungsempfindliche Sorten, Traminer, Burgunder auf Verwitterungs- oder sehr wuchskräftigen Böden, geringe Kalkverträglichkeit.
Börner
(Rip.xCinerea)
Klon: 1 Gm
stark gering-
mittel
gut Resistent gegen Wurzelreblaus, Nekrose-Abwehrreaktion an Blatt und Wurzel. Anpassung an die meisten Bodenarten. Chloroseprobleme bei kalkreichen Böden, insbesondere bei Staunässe. Hohe Trockentoleranz.
Rici
(Rip.xCinerea)
Klon: N 301
mittelgering-
mittel
gutEigenschaften ähnlich Börner, mit mittlerem Wuchs, geringere Anfälligkeit bei Staunässe.
Cina
(Rip.xCinerea)
Klon: N 101
schwachgering-
mittel
gutEigenschaften ähnlich Börner, mit schwachem Wuchs, geringere Anfälligkeit bei Staunässe.

Aufgrund der guten Eignung für Riesling auf Schieferstandorten, der geringen Verrieselungsneigung, der Trockentoleranz und des guten Wuchses war die Vinifera-Kreuzung 26 G (Trollinger x Riparia) bis in die 80er Jahre die meistverwendete Unterlage für solche Standorte. Wegen der bekannten Reblausempfindlichkeit wurde die Unterlage allerdings nicht mehr empfohlen und wurde nach der Reblausverordnung von der Anpflanzung ausgeschlossen.
Ferner fanden als Unterlagen die Kreuzungen der Berlandieri x Riparia Gruppe (5C, 125 AA, SO 4, 8 B) Verwendung, 5 BB fand in den letzten Jahrzehnten wegen der Verrieselungsanfälligkeit und des zu starken Wuchses z.B. als Rieslingunterlage kaum mehr Verwendung.
Die Riparia x Cinerea- Kreuzung Börner hat wegen ihrer ausgeprägten Reblausresistenz, der Trockenheitsunempfindlichkeit, der guten Anpassung an die meisten Bodenarten im letzten Jahrzehnt einen regelrechten Siegeszug angetreten und ist auf den meisten Schieferstandorten eine empfehlenswerte Alternative zu den schwächerwüchsigen und auf Trockenstandorten problematischen Unterlagen SO4 und 5 C. Auch die Riparia x Cinerea- Kreuzungen Cina und Rici, welche schwachwüchsiger als Börner sind, scheinen eine Alternative zu sein, sind allerdings an Mosel-Saar-Ruwer noch nicht ausreichend getestet.

Unterlagsselektionen aus Frankreich oder Italien wurden für unser Anbaugebiet bisher als zu schwach, oder zu spätreifend verworfen. Nachdem die Klassifizierungsverordnung für Unterlagsrebsorten im Jahr 2000 wegfiel ist es in allen deutschen Anbaugebieten möglich, Pfropfreben unter Verwendung aller in der EU bei den nationalen Sortenämtern eingetragenen Unterlagssorten für die Anpflanzung zu verwenden. Insbesondere im Trockenjahr 2003 waren des öfteren Nachfragen nach trockenresistenten, jedoch reifeverzögernden Unterlagen wie Richter 110, 140 Ruggieri und 1103 Paulsen zu verzeichnen. Diese etwas voreilige Reaktion auf den Klimawandel dürften sich nach einem Durchschnittsjahr schnell wieder erübrigen.
Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass laut der Reblausverordnung von 1988 in von der Reblaus befallenen Gemeinden und Ortsteilen nur Wurzelreben, die nicht für die Wurzelreblaus anfällig sind, angebaut werden dürfen und die auf Grund einer Prüfung zur Sortenzulassung beim Bundessortenamt im Bundesanzeiger aufgeführt sind. Dies sind derzeit folgende 12 Unterlagen: Sori, SO4, 5 C, Binova, FR419, Börner, Cina, Rici, 125 AA, 5 BB, 3309 C und 8 B.


Matthias.Porten@dlr.rlp.de