Gerd Götz, DLR Rheinpfalz, Abteilung Weinbau und Oenologie
Die Fruchtbarkeit der Tafeltrauben hängt neben dem erblich bedingten Sorteneinfluss sehr vom Vorjahresertrag ab. Es zeigt sich, dass jüngere Anlagen, die im Vorjahr sehr ertragsstark waren, dieses Jahr z. T. schwachen Fruchtansatz haben. Besonders Triebe, die überhaupt keinen Fruchtansatz zeigen, sollten entfernt werden. Auch bei gutem Fruchtansatz sollten zu dicht stehende Triebe vor der Blüte ausgerochen werden, dies fördert das Beeren- und Traubengewicht und führt zu einer besseren Blüterate, d. h. die sehr lockerbeerige Trauben werden geschlossener. Gerade bei 3-jährigen Reben, die bereits auf Bogreben geschnitten sind, kann etwa die Hälfte der Triebe entfernt werden. Besonders Kurztriebe und schwache Triebe sollten entfernt werden. An Stock sollten je nach Alter und Wüchsigkeit 6 bis 13 Langtriebe verbleiben. Wegen des ungünstigen Blatt-Frucht-Verhältnisses sollten Triebe möglichst nicht nach dem letzten Geschein eingekürzt werden, dies hindert die optimal Ausreife. Die Triebe sollten rechtzeitig aufgeheftet werden, um Windbruch zu vermeiden. Sind die Triebe aus dem Drahtrahmen hinausgewachsen, sollten sie gegipfelt werden, meist sind zwei Schnitte notwendig. Am Trieben mit mehr als 2 Gescheinen (Traubenansätze vor der Blüte) kann bereits jetzt eine Ausdünnung erfolgen. Sehr große und lockere Gescheine können kurz vor dem Aufblühen auch entschultert oder geteilt werden (z. B. Lilla, Muskat Bleu). Die Ausdünnung sollte grundsätzlich früher als bei Keltertrauben erfolgen, um das Beerenwachstum zu fördern. Vor der Blüte fördert dies die Befruchtung und damit das Beerenvolumen. Erfolgt die Maßnahme nach der Blüte, so ist die Traube mitunter schon stärker verrieselt, so dass besonders schlecht verblühte und kleinbeerige Trauben entfernt werden sollten. Sorten mit kompakteren Trauben (Nero, Palatina, Esther) werden eher später reguliert, damit die Traube nicht zu kompakt wird und zu Fäulnis neigt. Unumgänglich ist das “Freilegen” der grünen Traube aus dem Draht bzw. von Ranken und Trieben, da in der Erntephase dies nur mit Verletzungen erfolgen kann. Trauben sollten danach einzeln hängen, sie dürfen sich keinesfalls miteinander verschlingen. Dabei kann auch moderat etwas inneres Laub aus der Anlage entfernt werden, jedoch sollten äußere Deckblätter als Sonnen- und Witterungsschutz (Starkregen, Hagel) unbedingt erhalten bleiben.
Die oberen (dritten) Gescheine brauchen nicht wie bei Keltersorten generell entfernt zu werden, denn sie reifen in der Regel etwas später aus und verlängern so die Ernteperiode besonders bei Frühsorten. Gerade bei verrieselungsempfindlichen Sorten sind diese Trauben meist etwas voller und kleiner. Doch zu kleine Trauben sollten ebenso wie stark verrieselte oder zu kompakte frühzeitig entfernt werden, denn Ziel der Fruchtregulierung ist die Gewinnung von formschönen, mittelgroßen Trauben mit dicken Beeren und weniger die Ertragsverfrühung. Daneben sind reichtragende Sorten schon aus Sicht einer möglichen Ertragsüberlastung im Fruchtansatz insgesamt zu beschränken. Dies kommt der Holzreife und der Tragbarkeit im Folgejahr (Vermeidung von Alternanz) zugute.
Stockerträge von 3 bis 6 kg sind bei einem Standraum von etwa 1,30 auf 2,50 m realistisch.
Da praktisch alle Sorten, auch die resistenten, bei pilzfreundlicher Witterung noch eine gewisse Anfälligkeit besitzen, sollte zur Absicherung besonders im Vorblütebereich eine bis zwei Behandlungen (plus evtl. eine bis zwei Nachblütespitzungen, je nach Sortenempfindlichkeit) mit den für Tafeltrauben zugelassenen oder genehmigten Mitteln erfolgen. Besonders die Oidiumbekämpfung und eventuell eine spätere Botrytisbekämpfung ist relevant. Nicht resistente Sorten müssen wie Keltertrauben regelmäßig gespritzt werden. Bei späteren Spritzungen sind Spritzflecken durch Einsatz feiner Düsen und nicht zeichnender Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden. Die Wartezeiten sind unbedingt einzuhalten. Bei Bedarf könne auch Mg und N-haltige Blattdünger eingesetzt werden, es ist aber zu einem vorherigen Tastversuch anzuraten, um Verbrennungen oder Fleckenbildung zu vermeiden. |