Betriebswirtschaftliche Perspektiven für den zukunftsfähigen Weinbau

Vortrag von Herrn Dr. Oberhofer zur 51. Kreuznacher Wintertagung
DLR Rheinpfalz


Nach Ergebnissen des Agrarberichtes, der jährlich von der Bundesregierung vorgelegt wird, wurde im Wirtschaftsjahr 2004/05 im Durchschnitt der Weinbauspezialbetriebe ein Gewinn von 38.272,-- Euro erzielt. Aus dem Gewinn muss die Entlohnung der nicht entlohnten Familienarbeitskräfte und die Verzinsung des Eigenkapitals gedeckt werden. Unterstellt man für das Eigenkapital, welches im Durchschnitt der Betriebe bei rund 412.700,-- Euro liegt, einen Zinsanspruch von 3 %, so bleibt zur Entlohnung von zwei Familienarbeitskräften lediglich ein Betrag von 25.892,-- Euro übrig. Dies entspricht einer Entlohnung von 7,62 € je Arbeitsstunde. Diese Zahl zeigt deutlich, dass man sich um eine weitere Optimierung der Betriebe Gedanken machen muss. Bei der Optimierung gibt es im wesentlichen zwei Ansatzpunkte. Dies ist zum Einen, die monetären Erträge zu steigern, und zum Zweiten, die Kosten zu senken. Direktvermarktenden Betrieben stehen beide Möglichkeiten offen, während Trauben- und Fassweinerzeuger in der Regel nur die Möglichkeit haben, Kosten zu senken.

Den Betrieben stehen die drei Produktionsfaktoren und zwar Arbeit, Kapital und Boden zur Verfügung. Zunächst ist die Frage zu klären, welcher der Produktionsfaktoren am knappsten und damit am teuersten ist. Die Entwicklung der letzten 20 bis 30 Jahre hat gezeigt, dass sich der Produktionsfaktor Arbeit kontinuierlich verteuert hat, während der Produktionsfaktor Boden deutlich billiger wurde, da die Pacht- und Kaufpreise für Weinbergsgelände zum Teil drastisch gefallen sind. In den letzten 30 bis 40 Jahren war das Thema Arbeitszeiteinsparung und Rationalisierung eines der wichtigsten im Weinbau, was das Überleben des Weinbaus gesichert hat. In den letzten 10 Jahren ist man hier deutlich an eine Grenze gestoßen, da die Rationalisierungsreserven weitgehend ausgeschöpft erscheinen. In der Tabelle 1 ist der Arbeitszeitbedarf in der Traubenproduktion je ha Rebfläche in Direktzuglagen dargestellt. Es wird deutlich, dass der größte Anteil beim Rebschnitt liegt. In Zukunft wird sich die Frage stellen, ob in fassweinvermarktenden Betrieben ein Rebschnitt, so wie wir in bisher kennen, betriebswirtschaftlich vertretbar sein wird oder ob man nicht viel stärker auf Möglichkeiten des Minimal- bzw. Nichtschnitts zurückgreifen muss. Hier ist verstärkte Forschungs- und Untersuchungstätigkeit aus weinbaulicher Sicht dringend erforderlich.

Tabelle 1: Arbeitszeitbedarf in der Traubenproduktion

Akh/ha
%
Rebschnitt + Biegen
95
47,5
Bodenpflege (incl. U-Stock) + Laubschnitt
20
10,0
Ausbrechen + Heften
35
17,5
Pflanzenschutz + Düngung
25
12,5
Traubentransport (mech. Lese im Lohn)
5
2,5
Sonstige Arbeiten
20
10,0
Arbeitszeitbedarf – insgesamt:
200
100,0

Neben den Kosten für die Arbeitszeit stellen die Maschinenkosten einen wesentlichen Kostenfaktor bei der Traubenproduktion dar. Im 5 ha-Betrieb ergeben sich Gesamtmaschinenkosten von 2.836,-- Euro je ha ohne die Kosten für die maschinelle Traubenlese. Mit zunehmender Betriebsgröße gehen die Kosten zurück und liegen im 10 ha-Betrieb bei 2.042,-- € je ha, im 20 ha-Betrieb bei 1.380,-- €/ha und im Betrieb mit 60 ha bei 1.086,-- €/ha. Neben dieser Maschinenkostenentwicklung haben die größeren Betriebe auch in anderen Kostenbereichen, wie z. B. Betriebsorganisation Kostenvorteile, so dass sich die Kosten der Traubenproduktion je l Wein von 0,93 € im 5 ha-Betrieb auf 0,71 € im 30 ha-Betrieb verringern. Die einzelbetriebliche Ausdehnung der Rebfläche wird somit auch in Zukunft eine elementare Rolle spielen. Bei derzeitiger Mechanisierung und optimalem Einsatz von Aushilfskräften sind im Trauben erzeugenden Familienbetrieb mit 1,7 Familien-AK derzeit 37 ha Rebfläche theoretisch bewirtschaftbar. Hier bestehen noch in vielen Betrieben Reserven des einzelbetrieblichen Wachstums. Demgegenüber sind im Bereich Spezialaufwand kaum Einsparungen möglich. So sind durch einen sehr extensiven Pflanzenschutz maximal 0,02 €/l einsparbar. Diese potentielle Einsparungen haben jedoch häufig direkt deutliche qualitative Nachteile zur Folge, so dass sie keinesfalls angeraten werden können.

Demgegenüber stellen die Kosten der Neuanlage einen wesentlichen Punkt bei der Kosteneinsparung dar. Bei einem Reihenabstand von 2 m und einem Stockabstand von 0,80 m liegen die Materialkosten bei 22.849,-- €. Erhöht man den Stockabstand auf 1,20 m so sinken die Kosten auf 18.510,-- €. Bei einer Verbreiterung der Reihenbreite auf 4,00 m und einem Stockabstand von 1,20 m, liegen die Kosten sogar nur bei 9.719,-- €. Durch die Verbreiterung der Reihenabstände sinken, wie die Tabelle 2 zeigt, weitere Kostenpositionen deutlich.

Tabelle 2: Erzeugungskosten der Traubenproduktion

Gassenbreite x Stockabstand
2 m x 1,2 m
4 m x 1,20 m
Betriebsgröße
10 ha
20 ha
Lohn: 200 Akh x 12 €/Akh
2.400
110 Akh x 12 €/Akh
1.320
Maschinenkosten (incl. Lese)
2.591
1.456
Gebäudekosten
260
190
Neuanlagen (25 Jahre)
1.100
600
Spezialaufwand
600
400
Zinsansatz für Boden
750
750
Sonstige Kosten
1.000
900
Kosten insgesamt
8.701
5.616
Kosten in €/l bei 10.500 l
0,83
Kosten in €/l bei 9.500 l
0,59
Kosten in €/l bei 8.500 l
0,66

Im Gegensatz zum Trauben- und Fassweinvermarkter hat der Flaschenweinvermarkter zusätzlich die Möglichkeit der aktiven Preispolitik. In der Abbildung 1 ist die Preisverteilung für Riesling-Qualitätswein in der 1,0 l-Flasche dargestellt. Es wird deutlich, dass es einen Schwerpunkt im Preisbereich von 2,81 € bis 3,10 € gibt. Ein nicht unerheblicher Anteil der Betriebe verkauft jedoch den Riesling in der 1,0 l-Flasche für 2,50 € bis 2,80 €, während ein ebenso großer Anteil mit der Preisspanne von 3,41 € bis 3,70 € fast 1 € je Flasche mehr erzielt. Dieses Beispiel zeigt deutlich auf, dass in vielen selbstvermarktenden Betrieben noch Möglichkeiten der aktiven Preispolitik bestehen, die unbedingt genutzt werden müssen.

Abbildung 1: Preisspanne Riesling QbA Pfalz


Weitere Fragen? Dr. Jürgen Oberhofer, Tel. 0 63 21/6 71-2 23 juergen.oberhofer@dlr.rlp.de

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