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Bewässerung und Qualität – was sagen die Versuche aus Rheinhessen? |
Vortag von Herrn Dr. Bernd Prior zur 50. Kreuznacher Wintertagung 2006 Die zunehmende Trockenheit der vergangenen Jahre hat zu einer Sensibilisierung der Winzer für dieses Thema geführt. Über eine qualitätsorientierte, die Vitalität der Reben erhaltende und sortenspezifische Steuerung der erforderlichen Wassergaben liegen für Deutschland bisher nur wenig Erfahrungen vor. Erste Versuchserergebnisse bei der Sorte Riesling auf einem Trockenstandort in Nierstein (Roter Hang) in den Jahren 2003, 2004 und 2005 sollen hierzu einen Beitrag leisten. Wichtige Grundlagen in Stichworten Bewässerungsterminierung:
Ab welcher Trockenheit bewässern?
Versuchsergebnisse 2003, 2004 und 2005 Im Jahr 2003 wurde die Tropfbewässerungsanlage Ende Juli installiert. Zu diesem Zeitpunkt waren schon erste Trockenschäden erkennbar. Neben der unbewässerten Variante wurden vier Bewässerungsvarianten mit differenzierten Wassergaben angelegt. Die Bewässerung wurde ab Ende Juli mit wöchentlichen Gaben von 10 l/Rebe vorgenommen. Die Differenzierung der Wassermenge erfolgte über die Bewässerungsdauer von zwei, vier, sechs und acht Wochen, sodass je nach Variante insgesamt 20, 40, 60 und 80 l/Rebe verabreicht wurden. Bei der nicht bewässerten Variante nahmen die Vergilbungen in der Traubenzone ab Juli weiterhin zu, während dies vor allem bei den mit mehr als 20 l bewässerten Varianten nicht mehr der Fall war. Die Lese erfolgte am 10. Oktober. Um den Einfluss des Lesetermins mit zu erfassen, wurde ein Teil der nicht bewässerten und der mit 60 l bewässerten Variante bereits am 16. September geerntet.
Abb. 1: Einfluss einer differenzierten Bewässerung auf Ertrag und Mostgewicht 2003 Die Ertragsleistung wurde durch die Bewässerung und den Erntetermin nicht wesentlich beeinflusst. Das Mostgewicht stieg von der frühen zur späten Lese nur um ca. 5°Oe an. Durch die steigenden Wassergaben konnte das Mostgewicht bis zur 60 l-Variante um bis zu 9°Oe gesteigert werden (Abb. 1). Die Mostsäure wurde durch die Bewässerung nicht beeinflusst. Die Bewässerung hatte nicht zu einer erhöhten Aminosäureeinlagerung in den Trauben geführt. Die frühe Lese hatte erwartungsgemäß geringere Aminosäuregehalte im Most zur Folge. Ein eindeutiger Einfluss der Bewässerung auf die sensorische Ausprägung, die Qualitätsbeurteilung und das Alterungspotential war nicht erkennbar. Zu beachten ist hierbei, dass die Mostgewichtsunterschiede durch Anreicherung ausgeglichen wurden. Im Jahr 2004 wurde erstmals eine Bodenabdeckung mit Holzhäcksel (ohne Bewässerung) in den Versuch integriert. Die Bewässerung erfolgte i.d.R. in wöchentlichen Gaben von Mitte Juli und bis Ende September. Folgende Bewässerungsvarianten wurden geprüft: Bewässerung pro Gabe mit 6 l/Rebe (insges. ca. 50 l), mit 9 l/Rebe (insges. ca. 70 l) und mit 12 l/Rebe (insges. ca. 90 l). Die Gaben wurden i.d.R. wöchentlich verabreicht. Die Bodenfeuchte sank im August im unbewässerten Boden unter den permanenten Welkepunkt. Dennoch sind die Reben nicht vertrocknet. Blattwasserpotentialmessungen bestätigten eine bessere Wasserversorgung, welche jedoch deutlich unter dem Bewässerungsschwellenwert lag. Dies zeigt, dass die Reben das Wasser aus tieferen Bodenschichten bezogen haben. Nur die 12 l/Rebe-Variante erreichte ab Mitte September den Bewässerungsschwellenwert. In der Kontrolle traten deutliche Vergilbungen in der Traubenzone auf. In den bewässerten Varianten waren diese wesentlich geringer und in der abgedeckten Variante kaum vorhanden. Die Lese erfolgte am 26. Oktober. Die Mostgewichtsleistung wurde durch die Bewässerung und die Bodenabdeckung nicht beeinflusst. Die Erträge stiegen mit zunehmender Bewässerung an. Die höchste Ertragsleistung hatte die Bodenabdeckung, welche visuell die stärkste Wuchskraft hatte (Abb. 2). Hierfür ist sicherlich die deutlich bessere Wasserversorgung von der Blüte bis zum Traubenschluss verantwortlich. Die Mostsäure stieg analog der Ertragsleistung mit zunehmender Bewässerung an. Die Mostgewichte lagen trotz der Ertragssteigerung (Ertragssicherung) auf einem nahezu identischen Niveau. Es konnten keine Einflüsse der Bewässerung und der Bodenabdeckung auf die Aminosäuregehalte im Most nachgewiesen werden. Auch in diesem Jahr war kein eindeutiger Einfluss der Bewässerung auf die sensorische Ausprägung und die Qualitätsbeurteilung erkennbar. Abb. 2: Einfluss einer differenzierten Bewässerung auf Ertrag, Mostgewicht und Säure 2004 Im Jahr 2005 wurden die Bewässerungsvarianten des Jahres 2004 fortgesetzt. Die Bewässerung erfolgte von Mitte Juli bis Anfang September. Es wurden wöchentliche Gaben von 6 l/Rebe (insges. 45 l), 9 l/Rebe (insges. 68 l), 12 l/Rebe (insges. 90 l) verabreicht. Erstmals wurde eine 12 l/Rebe - Fertigationsvariante integriert, bei der mit der Bewässerung insgesamt ca. 60 kg N/ha ausgebracht wurde. Die Bewässerungswürdigkeit wurde mittels Blattwasserpotentialmessungen überprüft. Es konnte nachgewiesen werden, dass eine Bewässerung bereits am nächsten Tag zu einer deutlichen Erholung der Rebe führt (Erhöhung des Blattwasserpotentials um ca. 0,20 MPa), der Bewässerungsschwellenwert aber nur dann erreicht wurde, wenn das Blattwasserpotential nicht zu gering war. Dies war nur bei den mit höheren Wassergaben versorgten Reben der Fall. Innerhalb einiger Tage fielen die Blattwasserpotentiale aber auch dort wieder unter den Bewässerungsschwellenwert. Die visuellen Unterschiede in der Laubwandvitalität waren mit denen der Vorjahre identisch und spiegelten deutlich die Wasserversorgung wieder. Die Lese erfolgte am 11. Oktober. Wie im Jahr 2004 wurde der Ertrag durch die Bodenabdeckung deutlich gesteigert. Die verbesserte Wasserversorgung führte dennoch auch zu einem Mostgewichtsanstieg von 82° auf 86° Oechsle. Die Bewässerung hatte wie im Jahr 2003 einen Mostgewichtsanstieg um ca. 10° Oechsle zur Folge. Zwischen den Bewässerungsvarianten waren die Unterschiede gering. Die Erträge sind durch die Bewässerung nur tendenziell angestiegen. Die Mostsäure stieg ähnlich dem Jahr 2004 analog der Ertragsleistung mit zunehmender Bewässerung leicht an (Abb. 3). Wie in den Jahren zuvor konnten keine Einflüsse der Bewässerung und der Bodenabdeckung auf die N-Versorgung im Most nachgewiesen werden. Selbst die Fertigationsvariante, bei der mit dem Tropfwasser 60 kg N/ha verabreicht wurde, hatte gegenüber der nicht bewässerten Variante keine erhöhten NOPA-Werte. Abb. 3: Einfluss einer differenzierten Bewässerung auf Ertrag, Mostgewicht und Säure 2005 Zusammenfassung und Ausblick Die Nutzung des vorhandenen Bodenwassers ist neben der Speicherfähigkeit des Bodens an pflanzenverfügbarem Wasser stark vom Alter der Reben und der dadurch bedingten Wurzeldichte und -verteilung abhängig. Deshalb ist die Beurteilung der Bewässerungswürdigkeit anhand punktueller Bodenfeuchtebestimmungen unsicher. Durch frühmorgendliche Blattwasserpotentialmessungen dagegen kann der Versorgungszustand der Reben genau erfasst werden, ohne zu wissen mit welcher Intensität und aus welchen Bodenbereichen die Rebe das Wasser bezieht. Die Wasserverluste durch Verdunstung über den Boden und Begrünungspflanzen kann über ein angepasstes Bodenpflegesystem reduziert werden (Begrünung kurz halten, flache Bodenbearbeitung, Bodenabdeckung). Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass besonders in Hanglagen durch eine Bodenabdeckung (Holzhäcksel) die Wasserversorgung der Reben verbessert wird (kein Oberflächenabfluss, Verdunstungsschutz). Eine differenzierte Steuerung der Wasserversorgung, wie bei der Tropfbewässerung, ist hiermit jedoch nicht möglich. Aufgrund der i.d.R. höheren Bodenfeuchte zu Beginn der Beerenentwicklung liegt die Ertragsleistung häufig über der bewässerter Varianten. Die größere Blattfläche lässt zudem einen höheren Wasserbedarf auch in der Reifephase erwarten. Die Abdeckungsvariante war jedoch in beiden Untersuchungsjahren hinsichtlich der sensorische Qualität gleichrangig mit den Bewässerungsvarianten und hinsichtlich der Rebenvitalität sogar eher überlegen. Letztendlich ist auch der Wasserverbrauch der Rebe durch Einflussnahme auf die Blattfläche und die Ertragsleistung zu senken. Erst wenn eine an den Standort angepasste Bestandspflege nicht ausreicht, sollte über eine Zusatzbewässerung nachgedacht werden. Auch die Unterlagenwahl und eine erhöhte Pflanzdichte wird in Zukunft neu zu überdenken sein. Um qualitätsmindernde Mengensteigerungen zu vermeiden, ist eine Bewässerung i.d.R. nicht vor Mitte Juli sinnvoll. Bei anhaltender Trockenheit reichen meist wöchentliche Gaben von 10-12 l/Rebe aus. Auf Trockenstandorten vermag eine sachgerechte Bewässerung vor allem die Vitalität der Reben zu verbessern sowie die Ertragsleistung zu sichern. Durch eine Bewässerung lassen sich dort auch die Mostgewichte steigern. Die Weinqualität (Sensorik) konnte jedoch unter Versuchsbedingungen bei Riesling nicht verbessert werden. Da die Wasserbeschaffung und -verteilung im Weinberg auf technische und rechtliche Hürden stoßen kann und eine zusätzlich finanzielle Belastung darstellt, ist zu erwarten, dass sich die Bewässerung zunächst auf jüngere Weinberge und vor allem auf extreme Trockenstandorte begrenzt. Es ist im Einzelfall zu prüfen, ob der Mehrerlös durch einen gesicherten Ertrag und für eine eventuell gesteigerte Weinqualität in Abhängigkeit von der Trockenstressgefährdung des Standortes die Zusatzkosten der Bewässerung decken. |
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