Deutschland, wie es isst - Ernährungstrends aufgezeigt im BMEL Ernährungsreport

Stand: 07/17/2020
Jedes Jahr veröffentlicht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Ernährungstrends der in Deutschland lebenden Menschen. Was kaufen sie ein? Wird noch selbst gekocht? Was wird unter „gutem Essen“ verstanden? Wie ist das Essen und alles, was damit zu tun hat in den modernen Arbeits- und Lebensalltag integriert?

Bei der seit 2016 jährlich durchgeführten forsa-Umfrage werden 1000 repräsentativ ausgewählte Verbraucher*innen befragt. Dieses Mal waren die Auswirkungen der Corona-Krise von besonderer Bedeutung. Sie hat nicht nur das Essverhalten beeinflusst, sondern auch den Blick der Konsument*innen auf die regionale Erzeugung. So gaben 39 Prozent der Befragten an, dass für sie die Landwirtschaft an Bedeutung gewonnen habe. Die große Mehrheit von 82 Prozent bevorzugt Produkte aus der Region und 30 Prozent kochen mehr als vor der Corona-Pandemie.

Ein weiterer Trend scheint sich zu verstärken: Das Gesundheitsbewusstsein ist gewachsen. Dass nach wie vor der Geschmack die Hauptsache ist, worauf es beim Essen ankommt, wird von 98 Prozent der Befragten genannt. Auf Platz zwei mit 90 Prozent rangiert aber schon die Gesundheit. Das zeigt sich z.B. beim Zuckerverzehr: 86 Prozent sind für weniger Zucker in Fertigprodukten.
BMEL


Das Vertrauen in unsere Lebensmittelsicherheit ist mit 74 Prozent - trotz einiger „Lebensmittelskandale “ in der Vergangenheit - immer noch recht hoch.
Aber auch die Bedingungen, unter denen Produkte hergestellt werden, sind den Menschen wichtig: Zusätzlich achten auf Bio-Siegel und Produkte aus fairem Handel rund die Hälfte der Befragten beim Einkauf. 45 Prozent der Befragten wären bereit, bis zu 15 Euro mehr für ein Kilo Fleisch aus tierfreundlicher Produktion zu zahlen.
Befragungsergebnis und tatsächlicher Einkauf differieren aber offensichtlich. Der Anteil an Bioware liegt in Deutschland bei 5,7 Prozent.

Auch vor Corona haben die Deutschen gerne selbst ihre Speisen zubereitet. Knapp drei Viertel der Befragten haben Spaß am Kochen und immerhin 39 Prozent geben an, sogar täglich zu kochen. Die Corona-Krise wirkt sich zusätzlich auf das Koch- und Essverhalten aus: Knapp jeder Dritte (30 Prozent) der Befragten kocht häufiger selbst zubereitete Mahlzeiten und 28 Prozent essen häufiger als zuvor gemeinsam.

In den vergangenen Jahren hat man das Essverhalten der Deutschen gerne in Ernährungsstile eingeteilt: der genussvolle Essenstil, die Gesundheitsbetonten, die Fast Food Generation usw. Das gilt heute nicht mehr – jeder isst anders!
Ein Trend zeichnet sich ab: mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gibt an „Flexitarier*in“ zu sein, also ganz bewusst ab und zu auf Fleisch zu verzichten. Dabei ist für 48 Prozent das Tierwohl entscheidend. Der Fleischkonsum nimmt insgesamt ab – auch bei Männern. So verzehrten 2019 noch 39 Prozent täglich Fleisch und Wurst, aktuell liegt der Anteil nur noch bei 32 Prozent. 5 Prozent zählen sich zu den Vegetarier*innen, nur ein Prozent bezeichnen sich als Veganer*innen.

Informationen auf den Produkten sind den Deutschen wichtig. Für 85 Prozent der Befragten ist es die Herkunft, 83 Prozent orientieren sich am Zutatenverzeichnis und 75 Prozent achten auf Allergene. Ob ein Produkt frei von Gentechnik ist, ist für 78 Prozent relevant.

Sicherlich auch ein Ergebnis der Kampagne „Unsere Lebensmittel - zu gut für die Tonne“, eine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung, ist der Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, dessen Angabe 81 Prozent der Befragten wichtig finden. 91 Prozent gaben an, erstmal zu prüfen, ob ein Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar ist. Nur 4 Prozent entsorgen diese ungeprüft in den Müll!
Trotzdem bleibt die Menge an Lebensmittelabfällen mit 12 Mio. Tonnen im Jahr hoch.
Es bleibt zu hoffen, dass die zusätzliche Lebensmittelbevorratung in Coronazeiten nicht noch zu mehr Lebensmittelabfällen führt. Für 17 Prozent der Befragten hat die Bevorratung von Lebensmitteln in diesen Zeiten an Bedeutung zugenommen.


Den vollständigen Report finden Sie hier (pdf 488 kb, kostenfreier download, im Internet unter bmel.de, Zugriff 17.07.2020)


Quellen und weiterführende Informationen


Brigitta.Poppe-Reiners@dlr.rlp.de     www.Ernaehrungsberatung.rlp.de