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Bestäubungsleistung kaufen? Mehrwert für den Obstbau – gezielter Einsatz von Bestäuberbienen zur Befruchtungsförderung ((08/07) |
Vortrag anlässlich des 32. Bundessteinobstseminars vom 28. - 30.11.2006 in Ahrweiler Johannes-Peter Ecke, Emmerich Der brandenburgische Schulmeister Christian Conrad Sprengel hat uns gelehrt, dass die Übertragung des Blütenstaubes auf den Stempel - Bestäubung genannt - die Grundvoraussetzung für eine Befruchtung ist. Er veröffentliche 1793 den Klassiker “Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen”. In der bewusst einfach gehaltenen Formulierung des international hochgeschätzten Bestäubungslehrers L.G M. Hensels ist das mit folgenden Worten auf einen Nenner gebracht: “Die Übertragung des richtigen Blütenstaubes auf die empfangsbereite und geeignete Narbe heißt Bestäubung!” Der Wissenschaftler Albert Einstein hat das 1949 wie folgt zusammengefasst: “Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr - keine Bestäubung mehr - keine Pflanzen mehr - keine Tiere mehr - keine Menschen mehr!” Die großen Bestäuber Westeuropas sind der Wind, die Hautflügler und die Käfer. Die für das Steinobst wichtigen Bestäuber sind die Honigbienen. Bei ihrer Untersuchung der Süßkirsche stellten die Schweizer Wissenschaftler Anne Pickhardt und Peter Fluri die Honigbiene Apis mellifera als den für dieses Spezialgebiet am besten geeigneten Bestäuber fest. Der Anteil der einzigen für die Bestäubung ebenfalls infrage kommenden Erdhummel Bombus terrestris war dabei so verschwindend gering, dass er sich nicht in verwertbaren Prozenten ausdrücken ließ. Der Zeitraum, in dem die Pflanze bestäubungsfähig ist und während der sie alle Tricks anwendet, ihren Bestäuber zu einem Besuch anzulocken, nennt man Effektive Bestäubungs-Periode. Während ihr ist mit dem bestmöglichen Bestäubungsergebnis zu rechnen. Sie tritt bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent und einer Temperatur ein, die zwischen 17 und 20 Grad C liegt. Diesen Zustand nennt man “sexen”. Es ist bedeutungslos, ob ein für die Bestäubung engagiertes Insekt aufgrund seiner dichten Behaarung und körperlichen Konstitution imstande ist, bereits um sieben Uhr in der Frühe zu fliegen. Wenn das Gewächs um das es geht, nicht “sexen” kann oder will, hat der Produzent der knackigen Süßkirsche oder anderer unter dem Sammelbegriff “Steinobst” zusammen gefassten Früchte das Nachsehen. Außerdem dauert die Effektive Bestäubungs-Periode nur wenige Tage. Um das Betriebsergebnis sicher zu stellen, müssen deshalb viele Hautflügler zur Verfügung stehen. Die Kirsch-Plantage in der Größe eines Hektars braucht sieben Bienenvölker auf jeweils zwei Zargen. Lieferant der Honigbiene kann nur ein zertifizierter Imker sein, der sowohl das Handwerk des in dieser Sparte tätigen Entomologen beherrscht als auch das des Produzenten von Obst, Gemüse und Saatgut verinnerlicht hat. Nur der zertifizierte Imker weiß, dass von der guten Führung seiner Völker die Existenz des Kirschen-Produzenten abhängt. Sein Honorar beträgt je Volk für eine Aufstellung im Freiland während dreier Wochen € 40,00, unter Glas und Folie je Woche € 40,00. Jeder zusätzliche Tag ist extra zu bezahlen, jeder Transportkilometer mit 0,28 Eurocent ebenfalls. Der Zeitpunkt, zu dem die Völker in der Plantage möglichst zu zweien und in wenigstens 60 cm Höhe aufgestellt werden, ist gekommen, wenn zehn Prozent der Blüten geöffnet sind. Werden die Völker früher aufgestellt, fliegt sich die Honigbiene hungernd auf eine andere Tracht ein und, da sie blütenstetig ist, kehrt sie vorerst nicht mehr zurück. Der Erzeuger setzt daher den Zeitpunkt der Aufstellung in engem Kontakt mit dem Imker fest, den er klugerweise schon im Januar unter Vertrag nimmt und so gut “über Tarif” und zuverlässig bezahlt, dass dieser nicht abwandert. Es gibt auch den “Bienen-Vermittler”. Der kennt sich in der Branche aus. Für seine Tätigkeit bekommt er fünf Euro pro Volk. Die Qualität der Arbeit vor Ort kann von einer Bestäubungs-Kommission überprüft werden. Deren Reisekosten trägt, wer sie herbei ruft. In dieser Branche gibt es nur knallharte Burschen. Der “Bienen-Vermittler” empfiehlt keinen Imker, der unseriös arbeitet. Einerseits. Andererseits geht auch kein Bestäubungsimker in eine Kirschenanlage, deren Betriebsleiter ihm oder seinem Kollegen den gerechten Lohn vorzuenthalten versucht hat. |
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